Ein „Growth Mindset“ für mehr Möglichkeiten

Eine Geschichte, dir mir wichtig ist…

Dieser Artikel liegt mir seit langem am Herzen. Auf jedem Training oder Workshop, stelle ich sicher, dass ich irgendwann die Geschichte vom „Growth Mindset“ erzähle, einfach damit diese Forschung endlich bekannt wird mit all seinen positiven Folgen. Jedes Mal ist die Reaktion die Gleiche –  Erkenntnis und zum Teil Schock bei vielen Teilnehmern, deren Weltbild durchgerüttelt wird. Aber fangen wir von vorne an. Es geht um die Frage, was uns erfolgreich macht bzw. was uns ermöglicht unser Potential zu nutzen.

Wenn sich das Leben anders entwickelt als gedacht…

Haben Sie sich schon mal gefragt, warum einigen Menschen, keine Hürde zu groß zu sein scheint? Jedes Ziel scheinen Sie zu erreichen. Karrierewechsel sind kein Problem und enden wie selbstverständlich im Erfolg. Sicherlich kennen Sie aber auch das Gegenteil. Menschen, bei denen Sie immer denken, dass Sie Ihr Potential nicht genutzt haben oder sich wundern, warum sie nicht so erfolgreich sind.

Falls Sie Kinder haben, schauen Sie sich mal in der Schule um. Was ist mit den scheinbar schlausten Kindern der Grundschule? Einige fallen bereits wenige Jahre später in der Schule oder später im Berufsleben zurück und werden von anderen Kindern überholt.

Am faszinierendsten finde ich den Trend bei Eltern, den IQ testen zu lassen. Ist dieser ausreichend hoch, gibt es ab da an nur noch einen Grund für nicht so gute Noten: Schule und Lehrer, die mit diesem Kind nicht richtig umgehen können.  Zwar sind auch die Lehrer manchmal nicht ganz unschuldig an der Situation, aber erstens sind sie keineswegs die einzigen und zweitens sind die Zusammenhänge anders als die meisten von uns glauben.

Ein Experiment mit erstaunlichen Folgen…

Nun zu der Geschichte: Carol Dweck, eine Psychologieprofessorin an der Stanford University, hat in ihrer Forschung entdeckt, dass es Kinder gibt, die auch von den kniffeligsten Problemen, die für sie unlösbar sind, nicht frustriert sind, sondern eher motiviert. Sie entwickelte daraufhin ein Experiment, um zu verstehen, woher diese Einstellung und Herangehensweise an Herausforderungen kommt.

Stellen Sie sich folgendes Experiment vor: 100 Viertklässler erhalten eine für alle Kinder problemlos lösbare Aufgabe. Anschließend erhalten alle Kinder ein kurzes Feedback. 50 Kindern wird gesagt: „Toll gemacht, Du musst wirklich schlau sein.“ Den übrigen 50 Kindern wird gesagt: „Toll gemacht, Du musst Dich wirklich angestrengt haben.“ Soweit so gut. Anschließend erhalten alle 100 Kinder erneut eine Aufgabe. Diesmal aber eine ziemlich knifflige. Eine der beiden Gruppen schneidet in dieser zweiten Runde signifikant besser ab. Was denken Sie, welche das ist?

In meinen Trainings tippen mindestens zwei Drittel, wenn nicht sogar drei Viertel der Teilnehmer falsch. Sie sind der Überzeugung, dass die Kinder, denen gesagt wurde, sie seien schlau, besser abschneiden. Schließlich wird uns ja immer gesagt, wir brauchen ein gutes Selbstbewusstsein und „schlau zu sein“ müsste doch eigentlich unser Selbstbewusstsein stärken.

Des Rätsels Lösung – unser Mindset ist entscheidend…

Die Gruppe der Kinder, denen gesagt wurde, sie hätten sich wohl besonders angestrengt, schneidet signifikant besser ab. Warum ist das so? Diese Kinder entwickeln die Einstellung (Mindset), dass sie durch Anstrengung Probleme lösen können. Sie strengen sich entsprechend mehr an, wenn die Aufgabe schwieriger wird. Kinder, denen gesagt wird, sie seien schlau, entwickeln eine ganz ander Einstellung. Schlauheit wird als fix betrachtet und damit als nicht beeinflussbar. Wenn nun eine Aufgabe schwierig ist, versagen diese Kinder eher, weil sie plötzlich Sorge haben, dass sie vielleicht doch nicht so schlau sind, wie ihnen immer gesagt wird. Prompt stecken diese Kinder nicht so viel Energie in die Problemlösung. Die Folgen sind sogar noch dramatischer. Wenn man die Kinder anschließend fragt, ob sie eine leichte oder eine knifflige Aufgabe haben wollen, wählen die angeblich „schlauen“ Kinder eher die leichten Aufgaben und die anderen Kinder eher die kniffligen.

Ein Growth Mindset kann Ihr Leben ändern…

Was mich jedes Mal bei diesem Experiment fasziniert, ist wie klein die Intervention ist und wie mächtig die Folgen sind. Carol Dweck hat diese beiden Haltungen als „Growth Mindset“ und als „Fixed Mindset“ betitelt. Studie um Studie hat danach gezeigt, dass egal ob Mathematik, Sport oder das Spielen eines Musikinstrumentes, entscheidend für den Erfolg ist Ihr Mindset. Glauben Sie, dass Sie den Erfolg durch Anstrengung beeinflussen können oder glauben Sie, dass der Erfolg von Ihrer Begabung abhängt?

Mein Sohn hatte in der 1. Klasse einen Mathelehrer, der beim ersten Elternabend im August sagte, bis zu den Herbstferien wisse er, welches Kind Mathe kann und welches nicht. Ein Paradebeispiel eines „Fixed Mindset“, der gerade in der Mathematik  stark verbreitet ist. Aber es sind nicht nur die Lehrer vor allem auch die Eltern geben Feedback in einer Form, die einen „Fixed Mindset“ begünstigt. Allerdings ist es nicht ganz so einfach richtiges Feedback zu geben. Nur Anstrengung ohne Blick auf das Ergebnis zu werfen, funktioniert auch nicht. Das magische Wort von Carol Dweck heißt „not yet“ also fast. Es geht darum auf dem richtigen Weg zu sein.

Natürlich erzähle ich Ihnen diese Geschichte nicht nur für Ihre Kinder. Der Zusammenhang ändert sich nicht mit dem Alter. Was haben Sie für einen Mindset? Menschen mit einem „Growth Mindset“ sind offener für Herausforderungen und Veränderungen und leben eher ihre Träume, weil Sie es für möglich halten.

Unser Mindset ist situationsbezogen. D.h. es gibt für jeden von uns Situationen, in denen wir eher einen Growth oder eher einen „Fixed Mindset“ haben. Welchen Mindset haben Sie meistens? Wann haben Sie welchen Mindset? Und wie geben Sie Ihren Kindern, Mitarbeitern und Kollegen Feedback? So dass sie wachsen können, oder so dass sie eher einen „Fixed Mindset“ entwickeln?

Es geht um Wachstum und nicht um Talent…

Carol Dweck sagt: „Die Erkenntnis des Growth-Mindset bedeutet nicht, dass alle gleich sind. Es bedeutet keinesfalls, dass wir nicht alle doch unterschiedliche Fähigkeiten haben. Die Forschung zum Growth- und Fixed Mindset zeigen allerdings, dass jeder von uns wachsen kann.“

Michael Jordan, hat es zunächst nicht in sein Highschool Team im Basketball geschafft. Viele Extrastunden Training und Anstrengung haben ihn erst zum Superstar gemacht und keineswegs das große Naturtalent. Nur zu gerne glauben  wir die Mär vom großen Talent. Es wäre ja auch zu schön, ohne Anstrengung ans Ziel zu kommen…

Um das Thema zu vertiefen, lesen Sie auch diesen HBR Artikel von Carol Dweck.  In Kürze finden Sie im Shop  ein Webinar zum Thema „Growth Mindset“. Bleiben Sie informiert und registrieren Sie sich für den Newsletter, um den Termin nicht zu verpassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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